VR-Banken bleiben Stabilitätsanker: Viele Neukunden und gesteigerte Kreditvergabe
Die Volksbanken Raiffeisenbanken in Schleswig-Holstein haben ihre Jahresbilanz für 2021 vorgestellt. Dank einer guten Ertragslage und einer soliden Eigenkapitalbasis bleiben die Genossenschaftsbanken eine wichtige Stütze für die regionale, mittelständische Wirtschaft.
Einmal mehr ist die Bilanzsumme der 23 Volksbanken und Raiffeisenbanken in Schleswig-Holstein im vergangenen Jahr auf eine neue Rekordmarke von jetzt rund 28,92 Mrd. Euro geklettert (+7,37 %). Grund dafür war die weiterhin hohe Sparquote, die laut einer Analyse der DZ Bank 2021 bei rund 15 Prozent lag. Die Einlagen auf Giro- und Tagesgeldkonten bei den schleswig-holsteinischen VR-Banken stiegen um knapp neun Prozent auf 13,12 Mrd. Euro, insgesamt beliefen sich die Kundeneinlagen zum Jahresende auf rund 19,16 Mrd. Euro (+7,92 %).
Kreditvergabe an den Mittelstand gewährleistet
Dem nach wie vor hohen Einlagenzufluss stand erneut ein kräftiges Wachstum im Kreditgeschäft gegenüber. Die Volksbanken und Raiffeisenbanken setzten die neu gewonnenen Kundengelder in erster Linie zur Finanzierung der regionalen, mittelständischen Wirtschaft ein. „Die Kreditnachfrage im Land ist unverändert hoch geblieben und wir konnten die Wirtschaft im Norden auch 2021 mit fairen und verantwortungsvollen Finanzierungen stärken“, sagt Stefan Lohmeier, Sprecher der VR-Banken in Schleswig-Holstein. Im vergangenen Jahr stiegen die gewerblichen Kredite um 9,76 Prozent auf 14,52 Mrd. Euro. Die wichtigsten Säulen waren dabei weiterhin die Wirtschaftsbereiche Dienstleistungen (rd. 5,91 Mrd. Euro), die Land- und Forstwirtschaft (rd. 2,68 Mrd. Euro) und der Energiesektor (rd. 2,44 Mrd. Euro), gefolgt vom Baugewerbe (rd. 1,85 Mrd. Euro), dem Handel (rd. 0,77 Mrd. Euro) und dem verarbeitenden Gewerbe (rd. 0,44 Mrd. Euro). In fast allen genannten Wirtschaftsbereichen konnten die Genossenschaftsbanken im vergangenen Jahr ihre Marktanteile ausbauen. Bemerkenswert ist der Zuwachs im Baugewerbe, wo der Marktanteil der VR-Banken 2021 von rund 34 Prozent auf mehr als 47 Prozent stieg.
Ukraine-Krise: Steigender Beratungsbedarf bei Unternehmern und Spendeninitiative
Nachdem die VR-Banken bereits während der Pandemiejahre den Mittelständlern mit Rat und Tat zur Seite standen, sind sie auch während des aktuellen Russland-Ukraine-Konflikts als starker Partner gefragt. Für die VR-Banken selbst spielt das Russland-Geschäft zwar keine Rolle, doch indirekte Effekte auf die Wirtschaft, beispielsweise infolge der gestiegenen Energiepreise, sorgen derzeit für einen hohen Beratungs- und Unterstützungsbedarf bei den Unternehmerinnen und Unternehmern.
Die direkt vom Konflikt betroffenen Menschen, die aus der Ukraine nach Schleswig-Holstein geflüchtet sind, habe man zudem mit einer genossenschaftlichen Spendeninitiative unterstützt: Fast 200.000 Euro an eigenen Spendengeldern und Spenden von Privatpersonen hatten die VR-Banken binnen kurzer Zeit gesammelt und dem DRK-Landesverband für die Versorgung der Geflüchteten zur Verfügung gestellt.
Baufinanzierungen bleiben gefragt
2021 hielten die hohe Nachfrage auf dem Immobilienmarkt und der Bau-Boom bundesweit an – auch in Schleswig-Holstein, wie sich in der Jahresbilanz der VR-Banken zeigt. Private Immobilienfinanzierungen stiegen im vergangenen Jahr um 8,82 Prozent von rund 3,90 Mrd. Euro auf rund 4,24 Mrd. Euro und machen damit weiterhin den Löwenanteil der privaten Kredite aus (rd. 5,66 Mrd. Euro). Dieser Trend dürfte anhalten: Nachdem sich das Wohneigentum in Deutschland in der zweiten Jahreshälfte 2021 gegenüber dem Vorjahr um mehr als 12 Prozent verteuert hatte, könnte der Preisanstieg in diesem Jahr zwar geringer ausfallen – dennoch dürfte die Nachfrage nach Immobilien auch in Schleswig-Holstein hoch und das Angebot knapp bleiben.
Hohe Ertragsstärke sorgt für solide Eigenkapitalbasis
Aufgrund ihres weiterhin erfolgreichen gewerblichen und privaten Kreditgeschäfts verzeichneten die schleswig-holsteinischen Volksbanken und Raiffeisenbanken 2021 steigende Erträge. Das Zinsergebnis stieg um rund fünf Prozent auf mehr als 491 Mio. Euro, im Provisionsgeschäft belief sich das Ergebnisplus auf über sieben Prozent (205,31 Mio. Euro). Das Betriebsergebnis vor Bewertung, eine zentrale Messgröße für die Ertragskraft von Kreditinstituten, wuchs um 13,54 Prozent und lag 2021 bei rund 266 Mio. Euro. „Das gute Ergebnis stärkt unsere Eigenkapitalbasis und ermöglicht uns, den Betrieben im Land auch in herausfordernden Zeiten den Rücken zu stärken“, erklärt Bankensprecher Stefan Lohmeier. „Starke regionale Genossenschaftsbanken sind die Basis einer starken regionalen Wirtschaft.“
Immer mehr Menschen in Schleswig-Holstein sparen zeitgemäß
2021 konnten die schleswig-holsteinischen VR-Banken mehr als 6.000 neue Kundinnen und Kunden gewinnen. „Das ist ein echter Vertrauensbeweis und zeigt uns, dass unser Dreiklang aus jahrzehntelanger Kompetenz, persönlicher Vor-Ort-Beratung und modernen digitalen Services in Schleswig-Holstein gut ankommt“, sagt Bankensprecher Bent Nicolaisen. Viele der neuen Kunden dürften durch die Mundpropaganda der mehr als 850.000 Bestandskunden geworben worden sein: 93 Prozent der Privatkunden würden laut einer 2021 erhobenen Marktforschungsstudie ihre VR-Bank weiterempfehlen, 73 Prozent haben dies bereits getan. 88 Prozent der Befragten gaben an, dass es „viele gute Gründe“ gebe, Kunde bei ihrer VR-Bank zu sein. Jetzt gelte es, die Neukunden zu Genossenschafts-Mitgliedern zu machen, von denen es in Schleswig-Holstein aktuell rund 363.000 gibt. 2022 wollen die Volksbanken Raiffeisenbanken die mit der Mitgliedschaft verbundenen Mehrwerte noch bekannter machen.
Nicht nur die Zahl der Kundinnen und Kunden verändert sich – laut Bankensprecher Bent Nicolaisen zeige sich auch ein Wandel im Anlageverhalten. „Wir beobachten, dass auch in Schleswig-Holstein immer mehr Menschen zeitgemäß sparen. Der Trend geht von klassischen Sparprodukten hin zu Fondssparplänen, und das ist angesichts der weiterhin extrem niedrigen Zinsen auch sinnvoll und zahlt sich langfristig aus.“ Die Summe der von Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteinern bei der VR-Banken-Fondsgesellschaft Union Investment angelegten Gelder kletterte 2021 von rund 3,52 Mrd. Euro auf fast 4,38 Mrd. Euro – ein Plus von über 24 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Stark nachgefragt war dabei insbesondere das Segment der nachhaltigen Fonds, in dem die VR-Banken über ihre Fondsgesellschaft Union Investment deutscher Marktführer sind.